26 Februar 2014

Schwarz/Weiß/Sockenpilze






Liebe Fenja, 


vor ein paar Tagen bin ich zum ersten Mal in der Salzgrotte in Radolfzell gewesen. Du hättest die Krise bekommen. Ich fand es toll. Die Salzgrotte ist ein Raum, der mit rund 12 Tonnen Himalaya und Natursalz zu einer „Salzhöhle“ umgebaut wurde. Es gibt nur indirektes Licht was das ganze etwas schummeriger und gemütlicher macht. An zwei gegenüberliegenden Seiten sind Brunnen mit Ästen angebracht. Man kann das leise Plätschern hören. An den Wänden sind große Salzbrocken, etwa bist zur halben Höhe. Die Decke ist weiß und sieht aus als würde sie tropfen. Auf dem Boden befindet sich Salz. Grobes Salz. In der Mitte des Raumes ist ein großes Viereck auch aus Salzbrocken, welches von unten angestrahlt wird. Um dieses Viereck stehen Liegestühle. Bei jedem Liegestuhl ist eine Decke über die Lehne Gelegt, womit man sich während der 45min zudecken kann. Mir war es jedoch schon warm genug. 


Als ich an dem Tag in diese Salzgrotte gegangen bin, waren noch drei ältere Frauen da, welche diese „Sitzung“ ebenfalls mitmachen wollten. Wir bekamen alle Überzieher für die Schuhe, was wegen dem Salz auch sinnvoll ist. Sowohl für die Schuhe als auch für das Salz. Ein älterer Herr, vielleicht der Inhaber, führte uns in diesen Raum. Ich wählte nach kurzem Überlegen einen Liegestuhl, wo ich den Ausgang in meinem Rücken hatte. Ich hatte also ganz Feng Shui die Füße nicht zum Ausgang gerichtet. Die drei Damen konnten sich nicht entscheiden, welche Musik sie während der 45min hören wollen. So entschied ich für sanfte Harfenklänge.

Während dieser 45 min soll man entspannen und die Seele baumeln lassen. Ich dachte die ganze Zeit über Gott und die Welt nach. Der Sinn und Zweck schien bei mir nicht ganz anzukommen. Eine der drei Damen schlief leicht ein und man konnte ihren Atem hören. Ich lauschte weiterhin der Musik und dachte nach. 


Schön fand ich die Zeit dort drin trotzdem. Auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, wie das bei Allergien helfen soll. Eine andere Luft habe ich dort drin nicht gespürt. Nur eine sehr schöne Atmosphäre. Ob sich diese bei Öfteren Aufenthalt auf Allergien auswirken soll? Da bleibe ich skeptisch.

Die Sauna habe ich ja mittlerweile auch schon ausprobiert. Das habe ich dir  schon in meinem letzten Brief geschrieben. Jetzt muss ich nur noch irgendwann den tollen Massage-Gutschein einlösen. Irgendwie ist er mir immer zu schade. Aber das kommt noch. Jedenfalls freue ich mich darauf.


Soviel zu meinen neuen Erkenntnissen. Wie bisher bin ich sonst viel Zuhause gewesen, habe an meiner Bewerbungsmappe gearbeitet, Didgeridoo gespielt und Sport gemacht. Nach einem Monat Rückzug hatte ich letzten Samstag beschlossen, dass ich mal wieder unter Menschen gehen wollte. Deshalb bin ich da nach Konstanz rein gefahren. Einfach so. An einem Samstag. Samstag.
Diese vielen Menschen hatten mich total überfordert. Irgendjemand, dem ich erzählte, dass ich nach einem Monat mal wieder unter so viele Menschen gegangen bin sagte :“Schön, dann bist du ja mal wieder raus gekommen.“. Das war ich aber nicht. Eher wieder rein gekommen. In eine Welt, in der die Menschen immer rennen und gar nicht wissen wohin. Sie rennen auf den Tod hinzu und sind meiner Meinung nach Blind. 


Als ich dort auf einer Bank saß und einen heißen Kakao trank liefen fünf Frauen an mir vorbei. Sie waren alle irgendwie gleich gekleidet, nur die Farben der Sachen unterschieden sich. Dadurch kam ich mit meinen Gedanken auf die Peer Groups und fragte mich, ob diese Peer Groups nicht auch nur eine Form von Kollektivismus ist, worin sich schwache Menschen flüchten können. In einem Kollektiv gehören sie zu etwas. Sie müssen sich nicht selbst finden, sondern können sich einfach an etwas anpassen. Dadurch können sie weiterhin blind durch die Gegend laufen. […]


Das würde jetzt zu lange gehen um all meine Gedanken hier nieder zu schreiben, welche ich an diesem Tag noch hatte.

Gestern bin ich für einen schönen Mittag nach Stuttgart gefahren. Dort hatte ich auch ein Interessantes Gespräch. Ein Gespräch, das ich mit dir auch führen möchte, wenn wir uns das nächste Mal sehen.

Gestern in Stuttgart hatte ich zum ersten Mal wieder viele Kohlenhydrate und Monosaccharide  gegessen. Zum ersten Mal wieder ein Schluck Cola getrunken nach meinem Fasten. Das war so unglaublich süß. Mittlerweile habe ich kein Bedürfnis mehr nach Cola, so dass ich mich nicht mehr als Cola-Junkie bezeichnen kann. Nur bei meinem alten Kaffee-Konsum bin ich wieder angekommen. Aber ein Laster darf doch jeder haben oder? Durch diesen vielen Zucker hatte ich am Abend dann total die Bauchschmerzen und mir war übel. Bah. Zudem habe ich jetzt beschlossen vermehrt auf Glucose-Fructose Sirup in Lebensmitteln zu achten und diese wenn es geht zu vermeiden.


Was gibt es denn sonst noch zu berichten? Ich habe am Sonntag den Entwurf für dein Plakat fertig gestellt. Also bzw. komplett alles gemacht. Die Joghurt becher gebastelt, sowie das ganze Fotografiert und das gestaltet. Dabei sind wirklich ein paar sehr schöne Bilder raus gekommen. Hier der Entwurf:







Am Sonntag war es warm draußen und die Sonne schien. Barfuß konnte man aber noch nicht laufen. Deshalb hatte ich Schuhe an, aber um in Schuhe zu schlüpfen brauche ich Socken. Die Socken, die ich targe wachsen wie Pilze zwischen Steinen, auf Wiesen und auf Bäumen. Sieh selbst: 




Dann habe ich zwischen den Schneeglöckchen die Frederike aus meiner letzten Wochenaufgabe beim Wäscheaufhängen erwischt...






Dein nächstes Thema lautet: "Aus jucks und tollerei..." 
Du hast Zeit bis zum 5 März 2014.

Viel Spass
Julia <3