Mittwoch, den 11.12.13
Liebe Julia,
Pasewalker Pessimismus. Das beschreibt meine vorwiegende Stimmung in diesen Tagen. Warum, weiß ich selbst nicht. Das kalte, windige, regnerische Kackwetter? Die immer gleich grauen, nassen Straßen in Pasewalk? Die ewigen bauklotzförmigen Häuserblöcke, die mir so langsam auf die Nerven gehen? Das Fehlen von Hügeln und Wald, Sonne und Süden? Oder einfach nur die Aussicht, bald nach Hause zu fahren, zu all den Menschen, die mir hier so fehlen, der Gegend, daheim einfach. Ist es nicht faszinierend, dass eine Gegend meine Heimat ist, von der die Ortsansässigen sagen, dass sie dort wohnen, wo andere Urlaub machen und ich in genau dieser Gegend nun selbst Urlaub mache? Jedenfalls zähle ich die Tage. Heute sind es noch acht.
Trotzdem geht es mir gar nicht so schlecht, wie es vielleicht im ersten Absatz klingt. Du kennst mich doch, lieber finde ich im kleinsten Moment oder im winzigsten Gegenstand noch etwas Schönes, Erfreuliches als eine Lefze zu ziehen. ;-)
Ein Beispiel: Vor „meinem“ Baukastenplattenbauklotz steht ein junger Baum, der nur noch an den Enden seiner Äste jeweils ein gelbes Blatt im Wind flattern lässt. Aus irgendeinem Grund finde ich diesen Anblick unglaublich schön. Es hat etwas Magisches, Majestätisches. Wirklich hübsch.
Ein Beispiel: Vor „meinem“ Baukastenplattenbauklotz steht ein junger Baum, der nur noch an den Enden seiner Äste jeweils ein gelbes Blatt im Wind flattern lässt. Aus irgendeinem Grund finde ich diesen Anblick unglaublich schön. Es hat etwas Magisches, Majestätisches. Wirklich hübsch.
Da reckt er seine Äste, der Holde. |
Ach ja, die Kunst- und Kulturkonferenz vorletzten Freitag! Interessant, so viele Kulturschaffende auf einem Haufen zu sehen. Anstrengend. Es gab Reden und Kaffee. Zwischendrin zwei Politiker. Und viele, viele Worte. Für die Ostsee war leider erst hinterher Zeit. Da war es schon dunkel und außerdem regnete es. Meine Chefin ging trotzdem mit mir zur Mole. Hier ein Bild vom Strand.
Wie du siehst, siehst du nichts. Hab ich auch nicht. Aber geklungen hat es ganz schön. ;-) Vor der Küste hat ein Leuchtturm seine weißlichen Lichtintervalle auf meine Netzhaut verschickt. Wir aßen unser mitgebrachtes Käsebrötchen und fuhren zurück in den Ort des großen Nichts.
Die Adventssonntage verbringe ich mit Museumsdienst. Da ist viel Zeit zum Nachdenken, denn wer geht schon am Adventssonntag ins Museum? Bisher nur ich. Zu dieser Jahreszeit fühle ich mich sehr an „Nachts im Museum“ erinnert, da es bis um 18:00 Uhr ja schon längst dunkel ist. Und unheimlich.
Mögliche Anzeichen für eine beginnende Verrücktheit meinerseits – Nummer 1
Am 6.12. habe ich meinem gesamten Treppenaufgang Schokonikoläuse vor die Wohnungstüren gestellt. Insgesamt zehn Haushalte, von denen ich keinen einzigen Menschen je kennen gelernt habe.
Einfach, weil mir danach war.
Weil ich auch ein wenig Vorweihnachtsstimmung wollte in dem ganzen Brei aus Arbeitsweg, Museum und Kaufland.
Um mir ausmalen zu können, wie sich die Leute (hoffentlich) über die kleine Aufmerksamkeit freuen, wie sie rätseln, von wem sie wohl stammt.
Um mir leise lächelnd auszudenken, was damit wohl in welcher Wohnung passiert, ob die Schokolade gleich genascht wird, geteilt wird oder erst einmal als Deko auf der Kommode steht.
Damit zumindest ein kleines bisschen Sonne in diese trübe Atmosphäre scheint.
Und weil teilen, schenken, Altruismus allgemein wissenschaftlich nachgewiesen gut fürs Herz ist.
Also habe ich aus Papier zehn Schneekristalle ausgeschnitten, am Nikolausmorgen vor die Türen gelegt und jeweils eine kleine Schokofigur darauf gesetzt. Es waren zwar nur solche von den wirklich kleinen; 7-cm-Hohlkörper, im Achterpack beim Discounter für 65 Cent. Aber es geht ja nicht um die Größe des Geschenks. Sondern es geht ums Schenken, ums Aneinander Denken…
Vor meine Wohnungstür habe ich auch einen Dezembergruß gelegt, damit nicht gleich auffällt, woher sie alle stammen.
Einfach, weil mir danach war.
Weil ich auch ein wenig Vorweihnachtsstimmung wollte in dem ganzen Brei aus Arbeitsweg, Museum und Kaufland.
Um mir ausmalen zu können, wie sich die Leute (hoffentlich) über die kleine Aufmerksamkeit freuen, wie sie rätseln, von wem sie wohl stammt.
Um mir leise lächelnd auszudenken, was damit wohl in welcher Wohnung passiert, ob die Schokolade gleich genascht wird, geteilt wird oder erst einmal als Deko auf der Kommode steht.
Damit zumindest ein kleines bisschen Sonne in diese trübe Atmosphäre scheint.
Und weil teilen, schenken, Altruismus allgemein wissenschaftlich nachgewiesen gut fürs Herz ist.
Also habe ich aus Papier zehn Schneekristalle ausgeschnitten, am Nikolausmorgen vor die Türen gelegt und jeweils eine kleine Schokofigur darauf gesetzt. Es waren zwar nur solche von den wirklich kleinen; 7-cm-Hohlkörper, im Achterpack beim Discounter für 65 Cent. Aber es geht ja nicht um die Größe des Geschenks. Sondern es geht ums Schenken, ums Aneinander Denken…
Vor meine Wohnungstür habe ich auch einen Dezembergruß gelegt, damit nicht gleich auffällt, woher sie alle stammen.
Eine winzige Insel im Strom der allgemeinen Hektik. Ein Stolperstein zum Innehalten, Nachdenken, Naschen. Ein Stolpernikolaus.
|
Mögliche Anzeichen für eine beginnende Verrücktheit meinerseits – Nummer 2
Als ich am Abend zurückkam, habe ich mich über den von mir selbst aufgestellten Nikolaus gefreut, war sogar ein kleines bisschen überrascht. (Bin ich einfach nur ein sehr freudiger Mensch oder schon so vereinsamt, dass ich mich über Geschenke an mich selbst freue?)
Alles in allem sind es also gemischte Zeiten, die ich in diesen Tagen verbringe. Oft fällt mir das Aufstehen am frühen Morgen schwer. Das sieht auch mein Wecker so, der mich für ziemlich undiszipliniert hält. Dafür ist er mir wiederum dezent zu munter.
Beim Frühstück schaut mir mein Tee neugierig entgegen, er findet mich eher rührend. Ich finde ihn heiß, würdige ihn trotzdem kaum eines Blickes. [Einwortsatz präsentierte: Ein Wortspiel der Marke Aua.]
Mein Kühlschrank sieht mich wiederum in einem ganz anderen Licht. Küchenlicht. Ha. Ha. Der Kürbis allerdings ist aus unserer beider Sicht ziemlich attraktiv. Er hat bis vor Kurzem noch als Herbstdeko im Museum gedient.
Und sonst? Hm, ansonsten geht alles irgendwie so schnell vorbei.
Die Zeit ist ein rauschender Bach, ein reißender Strom und ich sitze mittendrin auf einer Sandbank fest und kann mich nur noch wundern, weshalb alles so schnell an mir vorüber geht, ohne dass ich gedanklich hinterher komme. Aber in ein paar Wochen sehe ich das wahrscheinlich wieder ganz anders.
Die Zeit ist ein rauschender Bach, ein reißender Strom und ich sitze mittendrin auf einer Sandbank fest und kann mich nur noch wundern, weshalb alles so schnell an mir vorüber geht, ohne dass ich gedanklich hinterher komme. Aber in ein paar Wochen sehe ich das wahrscheinlich wieder ganz anders.
Bis dahin zähle ich noch weiter die Tage, freue mich riesig auf dich (und alle anderen) und wünsche dir noch einen schönen restlichen Advent,
deine Fenja.
P.S.: Deine neue Aufgabe passt zur Weihnachtszeit (aus meiner Sicht ;-) ). Als Farbe erhellt sie die Gemüter, gilt als anregend und gehört zu meinen Favoriten, als Frucht… auch. Ich bin schon gespannt auf deinen nächsten Post mit dem Thema: ORANGE